Kann man der Natur ihren Lauf lassen, wenn man weiß, es geht nicht gut aus für eine gefährdete Tierart? Angesichts der vielen Feinde in unserem nahezu deckungslosen Teich und der zahlreichen Gefahren, die von außerhalb kommen (Graureiher, Weißstorch (s. u.), Ringelnatter etc.), entschloss ich mich, zwölf Kaulquappen der unbekannten Amphibienart vorübergehend mit nach Kiel zu nehmen und so dem Zugriff der Räuber zu entziehen. Natürlich wollte ich unbedingt die Art bestimmen, denn ich hoffte sehr auf das Maskottchen unserer Teichbauaktion – die Kreuzkröte. Das Ergebnis war dann allerdings überraschend. Und richtig gut!
Tagelang hatte ich hin und her überlegt, um welche Amphibienart es sich angesichts des Biotops denn wohl am ehesten handeln könnte und tippte aufgrund des frisch angelegten Teiches auf Kreuz- oder Wechselkröte, vielleicht noch auf die Brut einer verwirrten Erdkröte. Aber ganz sicher nicht auf die Art, als die sich die Kaulquappen nach wenigen Tagen entpuppten. Zu unpassend schien mir das Gewässer. Aber eigentlich war es naheliegend, denn es handelte sich um die in unserem Garten mit Abstand häufigste Amphibie – die Knoblauchkröte (Pelobates fuscus) (und hier).
Völlig unmöglich, dachte ich zunächst nach erfolgreicher Bestimmung. In der Literatur werden Laichgewässer der Knoblauchkröte als sehr vegetationsreich beschrieben. Unser Teich hingegen konnte gerade mal eine einzige, winzige und zu allem Übel im Winter abgefrorene Wasserpflanze aufweisen. Und nicht mal nennenswerte Algenbeläge. Eine noch schlechtere Wahl hätten die wohl noch sehr unerfahrenen Knoblauchkröteneltern für ihren gefräßigen Riesennachwuchs wirklich nicht treffen können.
Aber jetzt waren sie nun mal da und verdienten eine klitzekleine Chance.
Die zwölf „geretteten“ Kaulquappen kamen zunächst einmal in einem transparenten Eimer unter. Wegen der für Mai sehr unterdurchschnittlichen Temperaturen mit Nachtfrösten, stellte ich den Eimer tagsüber auf den Balkon, wo auch bei Bewölkung noch ausreichend UV-Strahlung eintraf. Nachts kam der Eimer zurück in die Wohnung. Gefüttert wurde hauptsächlich mit Chlorella-Fischfutter. Andere Futterarten wurden zunächst nicht angenommen.
Einige besonders verfressene Kaulquappen entwickelten sich zügig weiter, andere hinkten deutlich hinterher (siehe unten). Nach ein paar Tagen zogen dann die größten Larven in ein Aquarium um, welches auch nachts auf dem Balkon verblieb. Durch die Trennung von den Großen, eine kräftige Fütterung und häufige Wasserwechsel im Eimer, wollte ich so den Kleinsten die Möglichkeit geben, ihren Entwicklungsrückstand aufzuholen. Das klappte jedoch nicht. Sie blieben im Vergleich zu den großen und kräftigen Kaulquappen sehr zurückhaltend in ihrer Nahrungsaufnahme. Also zogen sie nach ca. einer Woche ebenfalls in das Aquarium um.
Als wir Ende Mai wieder zurück in unser Ferienhäuschen fuhren, erfreuten sich jedenfalls alle zwölf Kaulquappen trotz der Größenunterschiede einer prächtigen Gesundheit.
Und nun sollte es ernst werden, der Umzug in ihren Geburtsteich stand bevor. Der erste Blick in den Teich offenbarte, dass sämtliche Geschwisterchen unserer Kaulquappen weniger Glück gehabt hatten. Keine einzige war mehr zu entdecken. Dafür konnten sich die Rückenschwimmer über einen stattlichen Fortpflanzungserfolg freuen. Auch zahlreiche Schwimmkäfer mit ihren gefräßigen Larven hatten sich wie durch Zauberhand vervielfacht. Doch nicht nur von den Kaulquappen, auch von den noch Anfang Mai reichlich vorhandenen Wasserflöhen gab es keine Spur mehr. Keine Frage, der Teich benötigte eine gewisse Vorbereitung, um nicht zur Todesfalle für meine zwölf Knoblauchkrötenlarven zu werden. Die nächsten Tage verbrachte ich also damit, den Räuberbestand auszudünnen und in amphibienfreie Gewässer umzusiedeln.
In der Zwischenzeit blieben die Kaulquappen in einem größeren Bottich zwischengeparkt und entwickelten sich kräftig weiter. Bei der Erweiterung des Speiseplans stellten sich überraschenderweise die Blütenblätter von Mohn und Nachtviole als absolute Delikatesse heraus.
Am letzten Tag unseres Aufenthaltes war es dann endlich soweit und die zwölf Kaulquappen wurden zurück in ihren Teich gesetzt. Die größeren Knoblauchkröten hatten nun schon das Hinterbeinstadium erreicht, was mich hoffen ließ, dass sie die Metamorphose rechtzeitig erreichen würden. Bei den Kleinsten zeigte sich leider noch nichts. Definitiv schlechte Karten, um den Gefahren der Freiheit zu entgehen.
An dieser Stelle enden leider meine Beobachtungen, weil wir bis Mitte Juli nicht mehr zu unserem Häuschen zurück kehrten. Während unserer Abwesenheit sorgten unsere lieben Nachbarn regelmäßig für Futternachschub beim Knoblauchkrötennachwuchs und konnten uns auch mehrere Wochen lang von Kaulquappensichtungen berichten.
Leider kam noch vor unserer Rückkehr die Nachricht, dass das Futter nicht mehr gefressen und keine Larve mehr gesichtet wurde. Mit viel Glück haben es die schnellsten Knoblauchkröten bis zur Metamorphose geschafft. Die kleineren sind aber mit ziemlicher Sicherheit zu Futter geworden.
Leider konnten uns unsere Nachbarn keine genaueren Angaben zu ihren Larvensichtungen machen, da das Wasser durch die Fütterung sehr stark eingetrübt war. Aber wir hoffen das Beste und irgendwie auch auf neuen Nachwuchs im nächsten Jahr!
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Gamer2000 (Montag, 22 März 2021 14:50)
Wir haben selbst mal Kaulquappen herangezogen!!!Hat der Hund aufgefressen!!!�