Unsere Überlegungen, es mal mit Kunstnestern für Rauchschwalben auszuprobieren, begannen im Spätsommer 2015, als ein Schwalbenpärchen sich auffällig für unseren Bungalow interessierte.
Nein, eigentlich begannen sie schon ein paar Monate früher. Bekannte von uns hatten gerade ihr neu gebautes Einfamilienhaus bezogen, als Mehlschwalben versuchten, an ihrem Haus ihr Nest zu bauen.
Es brach uns das Herz, als wir erfuhren, dass sie schnell eine Vergrämung installierten, um den Nestbau zu verhindern.
Aber es weckte auch unseren Aktionismus, an anderer Stelle für Ausgleich zu sorgen, nämlich an unserem eigenen Häuschen.
Zum Glück war da ein paar Wochen später dieses Rauchschwalbenpaar, dem unsere mit Wein überwucherte Terrasse zu gefallen schien. Für das Jahr 2015 war es leider schon zu spät, aber für den
Frühling 2016 wollten wir alles so weit fertig haben, dass die Schwalben bei uns brüten konnten.
Zunächst hatten wir an eine Lehmpfütze gedacht, denn unsere sandige Gegend bietet einfach zu wenig geeignetes Baumaterial für Schwalbennester. Aber Lehmpfützen müssen feucht gehalten werden und
dazu muss man vor Ort sein. Für unser Ferienhäuschen war das also nicht praktikabel.
Deswegen bestellten wir zwei Rauchschwalbennester* aus Beton und montierten beide im April 2016, eines an der
linken und eines an der rechten Hauswand zur Terrasse.
Dann warteten wir, und es geschah… nichts. Das ganze Jahr 2016 nicht. Die Schwalben interessierten sich überhaupt nicht für die Nisthilfen. Nur eine Amsel versuchte in einem der Nester ihr Glück
und brachte laut unserer Nachbarin auch ihre Jungen durch.
Im Frühling 2017 sah es nicht besser aus. Aber dann kam der Sommer und mit ihm ein Schwalbenpärchen mit Nistplatzbedarf.
In unserem Sommerurlaub beobachteten wir, wie sie alles vorbereiteten, das Nest mit trockenem Gras etwas auspolsterten und schließlich anfingen zu brüten.
Gerade als es spannend wurde, mussten wir wieder zurück nach Kiel, aber unsere Nachbarin behielt die Schwalben im Auge und berichtete uns von einer erfolgreichen Brut.
Im Jahr 2018 ging es sogar schon im Frühling los, und wir erwarteten eine erfolgreiche Brutsaison. Aber leider war irgend etwas anders. In unserer Abwesenheit brachen die Schwalben die Brut
wieder ab und versuchten es auch nicht noch mal.
Ein Grauschnäpper, der im Sommer das andere, von den Schwalben bis dahin ignorierte Nest bezog, hatte ebenfalls keinen Erfolg.
Nun rätseln wir, was da passiert ist. Wahrscheinlich hat ein Räuber die Nester geplündert, vielleicht einer von den vielen Eichelhähern hier. Auch ein Waschbär käme in Frage, denn die Hauswand
ist sehr rau und Waschbären sind wirklich ausgezeichnete Kletterer.
Für dieses Jahr werden wir uns überlegen, wie wir die Gefahr durch Nesträuber verringern können.
Unser Fazit lautet aber bis hierhin, das künstliche Schwalbennester funktionieren, denn sie werden von Rauchschwalben und sogar von anderen Vogelarten angenommen. Aber sie sind keine Selbstläufer, denn es kann unter Umständen Probleme mit Nesträubern geben.
Diese kann man sicherlich am ehesten vermeiden, indem man die Nester dort aufhängt, wo auch Rauchschwalben ihre Nester bauen würden:
- in dunklen Höhlen mit kleiner Einflugöffnung (z.B. im Schuppen oder in einer Garage),
- an einer glatten Wand ohne Klettermöglichkeit,
- hoch genug über dem Boden
- mit geringem Abstand zur darüber liegenden Decke.
Da die Schwalben sich unseren Bungalow zunächst selbst ausgesucht hatten, dachten wir der Platz wäre gut geeignet für Nisthilfen. Aber er scheint eher eine Notlösung aufgrund des generellen
Mangels an geeigneten Nistplätzen in unserer Bungalowsiedlung zu sein. Für Räuber ist er zu leicht zugänglich, und sie greifen zu, sobald wir nicht mehr vor Ort sind.
Bis wir eine Lösung gefunden haben, haben wir für die Schwalben schon mal eine kleine Einflugöffnung an unserem Garagentor frei gemacht. Vielleicht gefällt es ihnen dort ja auch, die Zahl der Räuber dürfte auf jeden Fall überschaubar sein.
Vielleicht haben wir das Rätsel gelöst. Zumindest haben wir einen der potentiellen Kanditaten in flagranti beim Vertreiben der Schwalben vom Nest erwischt:
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Susanne Weyrich (Sonntag, 24 Mai 2020 15:22)
Es ist so wunderbar zu erleben, dass es doch noch Menschen gibt, die viel Kraft einsetzen, um diesen gefiederten Glücksbringern zu helfen.
Mein Mann hat in diesem Winter Mauersegler_ und Schwalbennisthilfen an unserem Haus installiert. Wir warten gespannt auf den Bezug.
Liebe Grüße aus dem Hunsrück
Susanne Weyrich
Mareike (Sonntag, 24 Mai 2020 20:21)
Hallo Susanne,
wunderbar! Ich drück die Daumen, dass bald Schwalben und Mauerersegler einziehen! Für letztere würden wir an unserem Haus auch gerne etwas tun, aber leider ist es dafür nicht hoch genug.
LG Mareike
Antje (Mittwoch, 21 September 2022 09:39)
Vielleicht liegt der Misserfolg im Folgejahr auch daran, dass das Nest nach der Brut nicht gereinigt wurde. Parasiten können in den Kunstnestern überleben und gefährden im Folgejahr die Brut. Daher ggf. auch der Misserfolg des Schnäppers. Kunstnester müssen im Winter ausgebrannt oder anderweitig mit Naturreinigungsmitteln gut gereinigt werden.
Mareike (Mittwoch, 21 September 2022 10:37)
Hallo Antje,
vielen Dank für deinen Hinweis auf das Reinigen der Nester! Das ist in der Tat unheimlich wichtig und darf nicht vergessen werden! Wir haben es selbst schon mal vor einigen Jahren beobachtet, dass junge Spatzen immens unter Parasiten in ihrem Nest gelitten haben. Seitdem reinigen wir alle Nester im Herbst sehr gründlich. Allerdings immer auf die empfohlenen Art, nicht mit dem Brenner. Aber das ist ein guter Tipp!
Ich denke trotzdem, dass das nicht der Grund dafür war, dass die Schwalben das Nest nicht mehr benutzt haben. Die Schwalbenpopulation ist in unserem Ort insgesamt stark geschrumpft.
Der Grauschnäpper hatte übrigens in den darauffolgenden Jahren mehr Glück!
LG Mareike