'Warum machen die sich die Mühe und bauen einen Teich, wenn sie keine Fische einsetzen wollen? Das macht keinen Sinn!', dachte sich bestimmt unser lieber Ferienhaus-Nachbar, ein passionierter Koiteich-Besitzer. Deshalb bot er uns immer wieder Nachwuchs seiner Goldelritzen für unseren langweiligen Teich an und erzählte uns von den günstigen, fingerlangen Kois im Gartencenter.
Ich kann die Begeisterung für einen schönen Teich mit bunten Fischen durchaus nachvollziehen und wenn ich genug Platz hätte, dann hätte ich zwei Teiche, einen für Fische und einen ohne. Aber
unser Platz ist begrenzt und das Experiment des fischfreien Teiches wollte ich unbedingt ausprobieren.
Denn in unserer Umgebung gibt es zum Glück Biotope für Amphibien, Reptilien, Libellen und Wasserkäfer. Jedes Frühjahr wird das Wasser in den Wiesen der Havelaue angestaut. Im April erklingen
beeindruckende Froschkonzerte von den überschwemmten Flächen, wenn sich die Tiere zur Laichzeit dort zusammen finden.
Leider sind diese Biotope trotz Naturschutz-Bemühungen sehr kurzlebig, denn landwirtschaftliche und touristische Interessen stehen den Naturschutzzielen entgegen. Wenn der Wasserstand der Havel
gesenkt wird, fällt ein Großteil der überschwemmten Wiesen schon im Mai wieder trocken. Die überwiegende Mehrheit der Amphibienlarven hat keine Chance, sich in dieser kurzen Zeit zu
entwickeln.
Da unser Grundstück angrenzend an dieses Gebiet liegt, wollte ich ein kleines Gewässer schaffen, das ausreichend lange Wasser führt, um potentiell einziehenden Kaulquappen die vollständige
Entwicklung zu ermöglichen. Anfangs dachte ich vor allem an Kreuzkröten, von denen mein Mann eines Nachts eine in unserem Garten entdeckte.
Dementsprechend wurde unser Teich im Sommer 2016 gestaltet. Eine große Flachwasserzone, in der Mitte eine Vertiefung, die als Wasserreservoir während unserer Abwesenheit dient, wenig Bepflanzung (die wir anfangs komplett der Natur überließen) und keinerlei Tierbesatz.
Bis heute haben sich keine Kreuzkröten in unserem Teich blicken lassen, trotzdem fanden wir schon im Frühling 2017 die ersten Kaulquappen, allerdings von Knoblauchkröten. Seitdem haben sie in jedem Jahr bei uns gelaicht, auch in diesem.
Aber sie haben es zugegebenermaßen nicht leicht, denn im Teich wimmelt es von Tieren, auch von solchen, die den Kaulquappen an den Kragen wollen. Zahlreiche Libellenlarven, Rückenschwimmer und Schwimmkäfer, inklusive der gefräßigen Gelbrandkäferlarven tummeln sich hier.
Einige Kaulquappen schaffen es, diesen Gefahren zu entkommen, doch sobald sie eine bestimmte Größe erreicht haben (denn sie werden SEHR groß), erscheinen plötzlich noch viel ernstere Feinde.
Sobald die Ringelnattern der Umgebung den Knoblauchkröten-Nachwuchs gewittert haben, sind sie wie paralysiert und vergessen jegliche Vorsicht. Mehrmals täglich überrasche ich sie, wie sie im Teich auf der Lauer liegen. Wenn ich mich zu dicht nähere, tauchen sie nur in die Vertiefung ab und denken gar nicht daran abzuhauen. Sobald ich weg gehe, tauchen sie wieder auf und jagen weiter.
Solche Dramen sind mir fast schon ein bisschen zu spannend, möchte ich doch, dass möglichst viele Knoblauchkröten überleben. Aber es gibt auch andere Teichbeobachtungen, die weniger
nervenaufreibend und trotzdem interessant sind.
Bei großer Sommerhitze z. B. kommen immer wieder Erdkröten zur Abkühlung vorbei.
Und obwohl sich die grünen Frösche lieber in Nachbars Koiteich aufhalten, findet sich ab und zu auch bei uns einer ein.
Von morgens früh bis abends spät besuchen die verschiedensten Vogelarten den Teich, um zu trinken oder das Gefieder zu waschen. Auch Vogelarten, die man sonst nur selten sieht, kann man am Teich viel eher beobachten (bei uns z. B. den Fichtenkreuzschnabel).
Ein ebenfalls interessanter Gast war diese große Jagdspinne, wahrscheinlich die Gerandete Jagdspinne.
Wunderschön sind die zahlreichen kleinen und großen Libellenarten, die um das Gewässer schwirren. Im Gegensatz zu vielen dicht mit Fischen besetzten Teichen kann man im fischfreien Teich die Libellen nicht nur bei der Eiablage beobachten, sondern auch den Larven bei der Entwicklung zusehen.
Die nächtlichen Besucher hingegen bleiben uns meistens verborgen. Nur die allgegenwärtigen Waschbären verraten bei niedrigem Wasserstand ihre Anwesenheit am nächsten Morgen am Teichufer.
Ein Teich ohne Fische ist also keineswegs langweilig. Er ist nicht wie ein Fischteich, aus dem man sich die Fische weg denkt, sondern ein komplett anderes Biotop, in dem es von Leben nur so
wimmelt.
Und weil Teiche generell viele Tiere anziehen, seien es Vögel oder Insekten, Amphibien oder Reptilien, gibt es immer etwas zu beobachten, auch ohne Fischbesatz.
***
Wer hat schon einen fischfreien Teich zu Hause und interessante Bewohner, z. B. Molche, Kröten, Frösche etc.? Schreibt mir gerne in den Kommentaren!
Hier gibt es noch mehr zum Thema:
Kommentar schreiben
Micki (Mittwoch, 15 Januar 2020 19:44)
Sehr schöner Garten! Ich möchte meinen Garten auch umgestalten. Ich habe vor 3 Jahren mit einem Steinhaufen begonnen. Letztes Jahr kamen ein Teich und eine Wildrosenhecke hinzu. An zwei Stellen lasse ich die Natur wuchern. Ich habe noch ein Sträucherbeet angelegt. Hier sollen Rückzugsmöglichkeiten und Verstecke für Tiere entstehen.
Mareike (Donnerstag, 20 Februar 2020 14:55)
Re: Micki
Vielen Dank! Und schön, dass du deinen Garten auch umgestaltest, vor allem mit einer Wildrosenhecke. Das ist auch noch so ein Traum von mir!
Biggi (Donnerstag, 20 August 2020 11:50)
Sehr interessanter Beitrag. Auch ich habe seit letztem Jahr einen fischfreien Teich, wenn auch einen viel kleineren. seitdem haben sich Kaulquappen sehen lassen (keine Ahnung, welche), verschiedene Libellen kommen vorbei, Wasserläufer waren die ersten Bewohner. Leider ist mein Garten für einen größeren teich viel zu klei und ich musste nich mit einer Teichschale begnügen. Aber spannend ist es allemal.
Pfeiffenthaler Nicole (Donnerstag, 14 Oktober 2021 18:34)
Ganz toll ,vorallem, weil er halt keine Fische hat ,ich habe meinen Mann nach 20 Jahren überreden können, einen Teich anzulegen, nächstes Jahr ist es so weit ,natürlich ohne Fische ,ich hoffe,dass sich dann viele andere Tiere ansiedeln, meine Frage wäre dazu ,hast du eine Teichfolie benutzt, oder mit Lehm gearbeitet?
Mareike (Donnerstag, 14 Oktober 2021 20:50)
Hallo Nicole,
toll dass ihr auch einen fischfreien Teich anlegt! :))
Wir haben Teichfolie benutzt, weil unser Teich manchmal nahezu austrocknet. Lehm würde dadurch rissig und wasserdurchlässig werden, wäre also in unserem Fall nicht geeignet. Störend empfinde ich allerdings die vielen Falten und dass man die Teichfolie an manchen Stellen, trotz aller Bemühungen, sehen kann. Gut ist dagegen, dass sich Wasserpflanzen mit starkem Ausbreitungsdrang besser eindämmen lassen, weil man sie mitsamt der Wurzel recht einfach entfernen kann. Das wäre mit einem Lehmgrund schwieriger.
LG Mareike
Martina (Samstag, 19 Februar 2022 09:09)
Wir haben auch einen Teich und es ist interessant was so da los ist. Ringelnattern, Verschiedene Liebellen, Frösche sind auch dabei, verschiedene Vogel die ihren Durst löschen oder Baden. Schwalben schwärme bei uns Baden und trinken im Flug.