Es ist Ende September, das heißt, das Sommerhalbjahr ist offiziell vorbei, was wiederum bedeutet, dass wir uns leider schon im Winterhalbjahr befinden. Insekten-, Amphibien- und Reptilien-freundlichen NaturgärtnerInnen lockt die Aussicht auf die kommenden sechs Monate natürlich nur ein müdes Gähnen hervor. Trotzdem gibt es jetzt noch Dinge zu tun.
Zum einen wäre da die junge Blumenwiese, die mit einer letzten herbstlichen Pflegemaßnahme im Frühjahr besser in die neue Saison startet. Zum anderen sind da die Insekten und anderen Kleintiere, die noch Unterkünfte für eine sichere Überwinterung suchen, um auch im nächsten Jahr wieder mit dabei zu sein.
LOS GEHT ES MIT DEM PFLEGEEINSATZ AUF DER BLUMENWIESE
Hier dreht sich mal wieder alles um das Thema Mähen oder nicht, und wenn ja, wie viel.
Wie schon beim ersten Schnitt hängt vieles von dem Nährstoffstatus des Bodens ab. Eine sehr magere Fläche mit lückigem Bestand, durch den man gut den Boden sehen kann, muss nicht unbedingt vor dem Winter gemäht werden. In diesem Fall kann der Schnitt auch auf den zeitigen Frühling verschoben werden.
Aber auf einem besser mit Nährstoffen versorgten Boden stehen die Wiesenblumen, Kräuter und Gräser im frühen Herbst meistens ziemlich dicht. Dabei machen sich die Arten mit einer schnellen und massereichen Entwicklung besonders breit.
Im Winter stirbt dann ein Großteil dieser Blattmasse auch noch ab und legt sich als dichte, welke Matte auf die darunter wachsenden, filigranen Spätzünder, die dadurch wiederum komplett absterben können. Ein Herbstschnitt verschafft ihnen jedoch wieder Licht und Luft und verhindert zudem den Matteneffekt. Dadurch sorgt diese Maßnahme für MEHR Artenvielfalt im kommenden Jahr, zumindest bei den Wiesenblumen.
DOCH WAS IST MIT DEN INSEKTEN UND CO.?
ABER: Genau diese Pflegemaßnahme nimmt den Kleintieren ihre Überwinterungsmöglichkeiten. Die zahlreichen, verholzten Stengel bieten nämlich die kleinen, begehrten Hohlräume, in denen Käfer, Wildbienen und Spinnen geschützt den Winter verbringen. Werden nun all diese Stengel abgemäht und beseitigt, sorgt man unter den Gliedertieren für WENIGER Artenvielfalt im kommenden Jahr.
Das ist leider wieder so eine fiese Zwickmühle! Aber zu einem Entweder/Oder muss es zum Glück nicht kommen. Zwei Möglichkeiten gibt es, dieses Dilemma zu umgehen:
EIN KOMPROMISS ZUGUNSTEN VON WIESENBLUMEN UND INSEKTEN
Erstens kann man auch hier wieder eine geteilte Mahd durchführen. Das heißt eine Hälfte wird gemäht und die andere für die Kleintiere über Winter stehen gelassen, bis auch sie im Frühling runter muss.
Die zweite Möglichkeit wäre, alles vollständig abzumähen und das stengelige Mähgut aufgeschichtet an anderer Stelle im Garten zu belassen. Am besten sogar an verschiedenen Stellen, z. B. sowohl an einem (halb-)schattigeren Plätzchen unter einer Hecke oder einem Busch, als auch an einem sonnigen Plätzchen, wie vor einer Südwand. So wird den unterschiedlichen Ansprüchen verschiedener Insektenarten Rechnung getragen.
Auf keinen Fall sollte das Mähgut jedoch direkt auf der Blumenwiese deponiert werden, wenn man möchte, dass dort im nächsten Jahr noch etwas wächst.
Übrigens: Auch die Gartenvögel profitieren von diesen Mähgut-Haufen, in denen sie sowohl Samen als auch tierisches Futter finden.
So vorbereitet können Herbst und Winter im Blumenwiesengarten kommen!
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J. Lauer (Dienstag, 29 September 2020 09:16)
Vielen Dank für diesen tollen Tipp! Genau diese Fragen haben wir uns gestellt. Leider ist unsere Sense noch nicht fit. Aber mit dem Rasenmäher trauen wir uns wegen der Insekten auch nicht ran.
Mareike (Dienstag, 29 September 2020 19:48)
Hallo J. Lauer,
schön dass ich helfen kann!
Mit unserer einfachen Sense haben wir die Stengel teilweise nicht geschafft abzumähen. Deswegen habe ich zusätzlich mit der Heckenschere gemäht. Auch damit kommen die Insekten so gut wie gar nicht zu Schaden.
LG Mareike
Yva (Sonntag, 28 Februar 2021)
Ich habe letzten Frühling zum ersten Mal eine Blumenwiese angelegt. Irgendwo hatte ich gelesen, dass sie max. 2 mal im Jahr gemäht werden soll, ich wollte im ersten Jahr nicht ran und meine mich zu erinnern, dass der frühe Frühling gewählt werden soll.
Also: Bisher keinerlei Schnitt. Wann mache ich es am besten?
Liebe Grüße,
Yva
Mareike (Sonntag, 28 Februar 2021 21:33)
Hallo Yva,
schau dir mal deine Blumenwiese an. Mähen solltest du, wenn du dort viele Stengel und abgestorbenes Pflanzenmaterial siehst, das sich über das frische Grün gelegt hat. Einen Großteil des abgestorbenen Materials kannst du jetzt entfernen (aber nicht zu gründlich), da die Pflanzen es nicht mehr benötigen. Eine dicke Schicht aus abgestorbener Blattmasse behindert den Neuaustrieb der Wiesenblumen eher. Was jetzt nicht entfernt werden sollte, sind die grünen Pflanzenteile und natürlich die Pflanzenrosetten, aus denen die neuen Blätter und Triebe wachsen.
Auf das Mähen verzichten kannst du hingegen, wenn deine Wiesenblumen noch eher klein und filigran sind und du mehr Boden als Blumen siehst.
Zur Pflege der Blumenwiese im Frühling veröffentliche ich nächste Woche einen Artikel. Da gibt es dann auch Bilder dazu. :-)
LG Mareike
Uschi-Theresa Seibt (Montag, 08 November 2021 12:07)
Hallo, unsere Bluu.e Wiese ist jetzt im November noch genauso schön wie im Sommer.Was sollen wir tun? Wir haben sie erst heuer im Frühjahr angebautMkmmen die Blumen wieder wenn wir sie einfach stehen lassen?
Bitte um Info
ursula.seibts@chelllo.at
Mfg Ursula -Theresa Seibt
Mareike (Montag, 08 November 2021 13:08)
Hallo Uschi-Theresa,
wenn ihr die Blumenwiese erst in diesem Frühjahr angebaut habt, dann blühen jetzt die Einjährigen. Diese treiben im nächsten Jahr aus der alten Wurzel nicht wieder neu aus. Stattdessen blühen dann die Zwei- und Mehrjährigen. Damit diese im Winter nicht von dem abgestorbenen Pflanzenmaterial "erstickt" werden, sollte die Wiese vorher noch einmal gemäht werden.
Ihr könnt aber eure Wiese jetzt noch genießen und erst dann mähen, wenn sie verblüht ist.
LG Mareike