Ach, es hat richtig Spaß gemacht, den vorangegangenen Artikel zu schreiben! Darin ging es um die Ergebnisse der Umgestaltungsmaßnahmen in unserem Ferienhaus-Gärtchen. Als ich ihn schrieb, ist mir erst so richtig klar geworden, wie viel wir dort schon geschafft haben und dass wir den Tieren der Umgebung damit tatsächlich zusätzlichen Lebensraum schenken konnten.
Aber, das war eben nur unser Ferienhaus-Gärtchen. In unserem "richtigen" Garten, also dem, der zu dem Haus gehört, in dem wir seit fast zwei Jahren wohnen, stehen wir wieder ganz am Anfang.
Zwar haben wir schon mit der Anlage von Blumenwiesen begonnen, aber im Großen und Ganzen sind die Problemzonen und exotischen Pflanzen immer noch vorhanden.
Da die meisten umgestaltungswilligen Neu-Naturgärtner vor ähnlichen Herausforderungen stehen wie wir in unserem neuen Garten, möchte ich heute mal zeigen, womit genau wir es hier zu tun haben und welche naturgartenfreundlichen Alternativen infrage kommen.
1. DIE GEFÜRCHTETE THUJAHECKE
Uns hat es leider erwischt! Unsere Grundstücksgrenze "ziert" eine Thujahecke. Die auch Lebensbaum genannte Immergrüne gehört zu den exotischen Arten und eignet sich, da sie für die einheimischen Tiere kaum von Nutzen ist, per se schon mal nicht für einen Naturgarten.
Aber aufgrund ihrer entweder schäbigen oder spießigen Optik sorgt sie nicht nur bei Naturgärtnern für Naserümpfen. Also, wer kann und wer über ein ästhetisches oder ökologisches Empfinden verfügt, ersetzt sie schnellstmöglich durch andere Heckenpflanzen.
Pech hat man allerdings, wenn die Hecke, wie bei uns, zum Nachbargrundstück gehört. Dann heißt es kreativ werden, um den Anblick nicht jeden Tag "genießen" zu müssen.
Wenn es nun unsere Hecke wäre, dann würde ich keine Mühen scheuen und die Thujas mitsamt dem Lamellenzaun durch eine Mischhecke mit Wildrosen, Hasel, Weißdorn, Holunder und Kornelkirsche ersetzen.
Da wir diese Möglichkeit nicht haben, bleibt uns nur eine Lösung: Die Thujahecke samt Sichtschutz optisch zu kaschieren.
Ich könnte oben erwähnte Mischhecke auf unserer Seite des Zauns davor pflanzen. Dort stehen auch schon ein Haselstrauch und ein kränklicher Zwetschgenbaum. Weil mir die zusätzlichen Sträucher aber zu viel Platz wegnehmen würden, den ich schon für Blumensäume, Blumenwiesen und einen Schlangenbruthaufen eingeplant habe, suche ich nach einer platzsparenderen Möglichkeit.
Ich dachte an stabile Rankelemente entlang des Maschendrahtzauns, an denen z.B. Efeu und Rambler- (Strauch-)rosen hochwachsen könnten.
2. DER SCHAURIGE RHODODENDRON
Ein Jahr lang bin ich auf dem Weg zur Tagesmutter und zurück über einen großen Friedhof marschiert. Diesen Weg zu gehen war schöner, als an der viel befahrenen Straße entlangzulaufen. Aber trotz der Ruhe und des idyllischen Vogelgezwitschers schlug mir die morbide Aura des Friedhofes jedes Mal aufs Gemüt.
Mag sein, dass es an den Grabsteinen lag, die in den düsteren Schatten der Rhododendren kauerten.
Seitdem geht es mir so wie einem Pawlowschen Hund (und wie vielen anderen Menschen): Ein Rhododendron ist für mich untrennbar mit einem Friedhof verbunden!
Deswegen, und weil es sich wie bei der Thuja um eine exotische Immergrüne handelt, werde ich sie alle entfernen und durch etwas weniger Schauriges ersetzen. Zum Beispiel durch Beerensträucher.
3. DIE UNSTERBLICHE KANADISCHE GOLDRUTE
Eine Herausforderung der entgegengesetzten Art begegnet uns in Form einer Pflanze, die sinnbildlich für das übersprudelnde Leben stehen könnte! Den Rhododendron kann ich einfach ausbuddeln und weg ist er. Aber die Goldrute macht mit ihrer Vermehrungsfähigkeit ihrem Ruf als problematische, invasive Art alle Ehre.
Dort wo ich sie ausbuddele, wachsen anschließend zehn neue nach. Generell taucht sie auf, wo auch immer ich den Boden bearbeite. Hier muss ich mich wohl auf einen zähen und lang andauernden Wettkampf zwischen ihr und mir einstellen.
4. DER OBLIGATORISCHE KIRSCHLORBEER
Um das Dreigestirn der beliebtesten, exotischen Immergrünen voll zu machen, darf diese Pflanze natürlich nicht fehlen. Also findet sie sich auch in unserem Garten.
Zwar nutze ich im Winter die Zweige des Kirschlorbeers für eine Vase im Flur, aber ich schätze, das reicht nicht für seine Begnadigung.
Denn zu seinem Pech wächst er an einem völlig ungeeigneten Ort, nämlich in unserem Vorgarten, den wir allmählich zum ökologischen Nutzgarten umgestalten. Da er thematisch weder in einen Natur- noch in einen Nutzgarten passt und ich den kostbaren Platz auf unserem kleinen Grundstück sinnvoller nutzen möchte, wird er zeitnah durch einen Holunder oder eine Kornelkirsche ersetzt.
5. DIE EXPLOSIVE SCHNEEBEERE
Von den geerbten, exotischen Gewächsen in unserem neuen Garten stört mich dieses eigentlich am wenigsten. Die Schneebeere wächst bei uns an einer sehr undankbaren Stelle, nämlich an der Nordwand direkt unter dem Dachüberstand.
Dort ist es sehr dunkel und trocken, weswegen es schwer wird, eine andere Pflanze zu etablieren.
Vielleicht arrangiere ich mich einfach mit ihr. Die Bienen mögen sie und die Kinder zermatschen die knallenden Beeren immer so schön vor unserer Haustür.
So, das waren unsere herrlich durchschnittlichen, naturgarten-unfreundlichen Pflanzen, wie sie in so vielen anderen Gärten auch wachsen.
Ich freue mich jedenfalls darauf, dem Garten endlich zu einem naturnaheren Aussehen und den Tieren hier zu einem hochwertigen Lebensraum zu verhelfen.
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Heike (Samstag, 10 April 2021 09:38)
Liebe Mareike,
Da liegt viel Arbeit vor euch.
Ich wünsche euch viel Kraft und Freude an der Umgestaltung.
Ich bin sehr gespannt �
Liebe Grüße �
Mareike (Samstag, 10 April 2021 09:57)
Hallo Heike,
da hast du Recht! Aber das Schöne ist: Wir können nicht viel versauen ;-)
Liebe Grüße
Mareike
Georg (Sonntag, 25 April 2021 20:49)
Hallo Mareike,
danke für den Artikel. Da mir das Thema auch mir unter den Nägeln brennt, muss ich dazu unbedingt was schreiben.
Von dem Problem der Hecken-(Neu)-Gestaltung kann ich ein Lied singen. Auf meinem 1500m2 Gartengrund (fasst 200m Gartengrenze) stand und stehe ich vor einem ähnlichen Problem. Zu Urzeiten hat jemand an einer 10 Meter breiten Stelle einst eine Thujenhecke gepflanzt und heute ist guter Rat teuer. Aber sie ist halt so bestechend dicht (Straßenseite) und immergrün und auf die Länge schwer rasch zu ersetzen. Optisch wäre die heimische Eibe eine Möglichkeit, finanziell für mich allerdings unmöglich zu stemmen. Die Thuje ist eine hochgiftige Pflanze und für die heimische Tierwelt - du hast es geschrieben - absolut unbrauchbar - eine wahre Todeszone.
Der von dir erwähnte Kirschlorbeer ist aber ein noch schrecklicherer Kandidat, denn er breitet sich in die Natur aus. Ich hab die Bestätigung vor Augen: Obwohl ich nie einen gepflanzt habe, gehen bei mir überall kleine Kirschlorbeerpflänzchen auf. In meinem Garten kann ich mich durch Ausreißen dagegen wehren, aber in Feld und Wiese - wer übernimmt da die Gegenwehr? Ich wohne in einem grünen Bezirk in Wien nahe dem Wienerwald und muss mit geröteten Auge sehen, wie ganze Kirschlorbeerwälder in den Vorgärten der neugebauten Einfamilienhäuser entstehen. Ich bin schon neugierig wie in 10 Jahren die Natulandschaft rundherum aussehen wird. Super, dass ihr da eine Alternative plant!
Eine Pflanze des Schreckens muss man aber unbedingt noch erwähnen: die (sterile) Forsythie! Harmlos möchte man im Vergleich mit der dunkeln Macht des Kirschlorbeers meinen, wird sich diese Pflanze von selbst wohl schwer vermehren (Billighybrid aus China). Wenn ich aber im Frühjahr durchs Ländle fahre, erkenne ich das wahre Ausmaß der zerstörerischen Kraft dieser Trendpflanze der Herzen vieler Gartenbesitzer: Das ganze Land - von Horizont zu Horizont - blüht gelb vor lauter Forsythien – vielleicht schön anzusehen, fühlt sich aber nicht so gut an. Wenn man bedenkt, dass statt dessen viele andere heimischen und der Tierwelt nützlichen Pflanzen wachsen könnten, wird einem das Ausmaß erst klar. Passives Verdrängungspotenzial möchte ich das nennen.
Ich habe viele Meter Gartengrenze, die ich gerne und möglichst rasch (mit rasch wird wohl leider nichts) bepflanzen möchte, da sie - von der Thujenhecke abgesehen - recht offen ist. Für eine Pflanze will ich mich hier stark machen, auch wenn ich das Problempotenzial kenne: Efeu! Er ist heimisch und nützlich für viele Tiere (Bienen, Vögel, allerdings erst im Alter), immergrün, wächst rasch und dicht! Aber zugegeben: Man muss ihn mit Argusauge und Engagement unter Kontrolle halten sonst überwuchert er alles.
Außerdem hab ich den Liguster (Ligustrum vulgare) für mich neu entdeckt: Ebenfalls in Mitteleuropa heimisch ist der Liguster fast immergrün, schnell wachsend und dicht. Er blüht zwar nicht schön, hält aber Beeren für die Vogelwelt bereit. Daneben pflanze ich Holunder, Geißbart, Weißdorn, Schlehe, stinkender Nieswurz (geniale Pflanze, wenn auch etwas niedrig für die Hecke-vielleicht als 2. Verteidigungslinie) und nochmehr Efeu. Das alles pflanze ich in große Töpfe. Was anderes läßt mein Boden nicht zu. Aber es ermöglicht die Neugestaltung bei Nichtgefallen oder Nichtfunktionieren.
Sorry, dass war jetzt ein bißchen viel, aber es musste einfach sein ;-)
Liebe Grüße,
Georg
Mareike (Montag, 26 April 2021 10:33)
Hallo Georg,
du schreibst mir aus der Seele! Gerade bei den modernen Neubausiedlungen erfasst mich auch oft das Grauen. Kirschlorbeer, Thuja, Bambus, Forsythie,... und meistens nicht viel Wertvolles als Ausgleich dazwischen. Schade, dass da noch keine Trendumkehr zu erkennen ist.
Aber schön, dass du den Efeu ansprichst, auf diese Pflanze könnte ich ein richtiges Loblied singen, so großartig finde ich sie! Unglaublich, wieviele Insekten er während seiner Blütezeit anzieht. Und wie wichtig seine Beeren im Frühjahr für zahlreiche Vogelarten sind, wenn es nur noch wenig anderes fressbares gibt.
Woran liegt es denn, dass du deine Hecke in Töpfen pflanzen musst? Ist dein Boden zu flachgründig/felsig? Hier im Norden werden Hecken oft als Knick, d. h. auf einem aufgeschütteten Erdwall angelegt. Ich könnte mir vorstellen, dass so etwas am Ende nicht so teuer wird wie die vielen Töpfe.
Liebe Grüße
Mareike
Georg (Montag, 26 April 2021 14:27)
Hallo Mareike,
ja genau, er ist sandig, steinig/felsig und hat oft kaum mehr als 3 Zentimeter Erdkrume. Das Ganze mit teilweise extremer Hanglage, sodass nicht einfach Erde aufgeschüttet werden kann, vor allem nicht dort, wo ich die Hecke bräuchte. Mit der geduldigen händischen Grabetechnik konnte ich mich zwar (während eines Teichbaus) langsam anfreunden, was aber das Setzen vom Pflanzen praktisch unmöglich macht, sind die armdicken Wurzeln der Fichten und Zitterpappeln, die hier reichlich kreuz und quer wachsen. Alle Versuche zB Liguster oder Weißdorn zwischen die Bäume zu setzen, scheiterten letztendlich. Selbst die schnell wachsende Hainbuche schien mir nach 5 Jahren Warten eher kleiner geworden zu sein. Die Pflanzen haben wenig Licht und eine starke Nährstoffkonkurrenz mit den Fichten, aber vor allem sickert das Wasser dank der extrem guten Drainage in Minutenschnelle weg.
Die Technik mit den Töpfen und Kübeln, die ich mit einem selbst gemachten Speichersystem ausstatte, ist aus ökologischer und ökonomischer Sicht ein Wermutstropfen und macht vielleicht auch nur in meinem Fall Sinn, aber zZ komme ich ganz gut damit zurecht und zur Zeit wachsen alle Gehölze brächtig, auch die, die wieder aus der Erde nahm, weil sie nicht größer wurden. Ich kann dabei flexibel auf die Gegebenheiten reagieren, hab die volle Kontrolle über die Pflanzung und das, ohne einen brutalen Rundumschlag machen zu müssen. Das Fällen der Bäume entlang des Zauns, die in den letzten 50 Jahren bis zu 30m hoch gewachsen sind, und von Greifvögeln gerne als Aussichtswarte genutzt werden, kommt für mich inzwischen kaum mehr in Frage. Zudem sichern ihre Wurzeln den Boden in Hanglage vor Erosion, speichern Wasser und bieten Windschutz.
Die Idee mit der Aufschüttung macht für mich an anderer Stelle aber dennoch Sinn, vor allem in Verbindung mit Trockenmauern. Nachdem ich voriges Jahr eine Zwischenterrasse mit Trockenmauer für ein Gewächshaus und heuer in ähnlicher Weise eine Reptilienburg an und in den Hang gelegt habe, sind mir zwar zwischenzeitlich die Steine ausgegangen, aber für Pflanzungen verschiedener Art plane ich in dieser Weise weitere Fläche durch An- und Aufschüttungen zu realisieren. Es ist halt letztendlich immer irgendwie eine Materialschlacht. Einfach mal den Spaten in den Boden setzen, Loch ausheben und einen Baumballen reinfallen lassen, davon kann ich leider nur träumen. Andererseits macht es mir aber auch Spaß, mich den speziellen Anforderungen des Gartens zu stellen und zu versuchen, mit dem, was da ist zu arbeiten und dabei meine ganz persönliche Lösungen zu finden.
Danke und liebe Grüße,
Georg
Mareike (Montag, 26 April 2021 20:02)
Hallo Georg,
das hört sich tatsächlich nach einer gewaltigen Aufgabe an. Dein Boden macht es dir wirklich nicht leicht ;-)
Aber wie du schon schreibst, ist es auch im positiven Sinne eine tolle Herausforderung mit einem am Ende sehr individuellen und besonderen Ergebnis. Dein Garten scheint ja auch jetzt schon ein kleines Paradies zu sein mit den alten Bäumen. Bei deiner Hanglage hast du sicher auch ein perfektes Biotop für die ein oder andere Reptilienart...
Viel Erfolg!
LG Mareike