Ach, was hab ich mich auf den Juni gefreut! Genau jetzt ist die Blumenwiese und damit der ganze Garten am schönsten! Jeden Tag erfreue ich mich an den leuchtenden Blüten, die sich im Wind hin und her wiegen. Für mich gibt es keinen friedlicheren und entspannenderen Anblick!
Damit es mit der Blüte nicht spätestens im Juli vorbei ist, wird es jedoch nötig, die Wiese demnächst zu mähen. Dadurch werden viele Blumen angeregt, später im Jahr erneut zu blühen, was sie ohne den Schnitt nicht tun würden. Diese zweite Blüte wird zwar nicht mehr ganz so üppig wie jetzt im Frühsommer, dennoch bringt sie im eher blütenarmen Spätsommer noch einmal Pollen und Nektar für unsere Insekten.
Auf einer durchschnittlichen, abgemagerten Blumenwiese wie meiner ist der beste Zeitpunkt für den ersten Schnitt gekommen, wenn die Margeriten allmählich verblühen.
Auf einer sehr mageren und lückigen Blumenwiese sollte der Schnitt jedoch auf den Herbst verschoben werden, wenn alle Blumen Gelegenheit hatten, sich auszusamen. Denn hier fehlt es den Wiesenblumen an Nährstoffen (und Wasser), um nach einem frühen Rückschnitt erneut Blüten und Samen zu bilden.
Nährstoffreiche Wiesen mit sehr dichtem und hohem Bewuchs hingegen können auch häufiger gemäht werden, jedoch nicht öfter als dreimal. Ein zu häufiger Schnitt fördert Arten, die sich vorwiegend vegetativ ausbreiten und nicht auf ein Aussamen angewiesen sind. Das kann zu einer starken Grasausbreitung im Bestand führen.
WIE WIRD DIE BLUMENWIESE GEMÄHT?
Für all diejenigen, die neu über diesen Artikel stolpern und noch nicht die vorangegangenen Wildblumenwiese 2020-Artikel gelesen haben:
Der hohe Aufwuchs und die harten Stengel machen es nahezu unmöglich, die Wiese mit einem gewöhnlichen Rasenmäher zu mähen. Aber auch ohne diese Beschaffenheit wäre der Rasenmäher die denkbar schlechteste Wahl, denn er schneidet den Bewuchs nicht nur ab, sondern schreddert ihn auch in kleine Stücke. Klar, dass die langsamen und flugunfähigen Wiesenbewohner eine solche Aktion nicht überleben. Also den Rasenmäher lieber stehen lassen!
Am schonensten erfolgt der Schnitt mit einer einfachen Sense. Damit das ganze tatsächlich klappt, braucht man allerdings ein bisschen Übung. Wer den Umgang mit der Sense nicht beherrscht, muss dennoch nicht zum Rasenmäher greifen, denn je nach Größe der Blumenwiese gibt es auch noch andere schonende Schnittmöglichkeiten.
Sehr kleine Blumenwiesen lassen sich z. B. schon mit einfachen Grasscheren* in wenigen Minuten schneiden. Einzelne Stengel, die für die Grasschere zu dick sind, können nachträglich mit einer normalen Gartenschere geschnitten werden. Noch etwas einfacher, aber deutlich geräuschvoller und weniger umweltfreundlich, geht es natürlich auch mit den Elektro- bzw. Akkuversionen*.
Meine mittelgroßen Blumenwiesen (ca. 100 qm) schneide ich noch mit einer elektrischen Heckenschere*, aber wenn diese den Geist aufgegeben hat, werde ich zu einer manuellen* wechseln.
Auf größeren Blumenwiesen ab mehreren hundert Quadratmetern wird die Arbeit mit solchen Kleingeräten aber irgendwann zur Qual, vor allem wenn man mit gebeugtem Rücken oder in der Hocke arbeitet. Dann lohnt sich die Anschaffung eines Wiesen- oder Balkenmähers.
ACHTUNG!!! Die gesamte Blumenwiese auf einmal zu mähen, wäre eine Vollkatastrophe für zahlreiche Tierarten! Besser gestaffelt mähen: Erst die eine Hälfte, zwei bis drei Wochen später die andere. So bleibt den Bewohnern ein Teil des alten Aufwuchses erhalten bis der abgemähte Teil ein Stück nachgewachsen ist.
Außerdem wichtig: Die Schnitthöhe! So manche Wiesenblumenart behält gerne noch ein Stück Stengel übrig, aus dem sie wieder austreiben kann. Auch die am Boden lebenden Tiere haben es leichter, wenn ein Schnitt nicht zu tief durchgeführt wird. Sechs bis zehn Zentimeter sind deshalb ideal.
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Meine lieben Blumenwiesenfreunde, was wir bis jetzt geschafft haben, ist zwar ein kleiner, aber trotzdem ein echter Gewinn für die Natur! In unseren Gärten sind kleine Wildblumenparadiese entstanden, in denen unsere einheimischen Insekten Lebensraum und Nahrung finden, die sie in landwirtschaftlich intensiv genutzten Landstrichen und Schottergärten vergeblich suchen.
Wenn man sich die Zeit nimmt und seine Blumenwiese in Ruhe beobachtet, dann entdeckt man unheimlich viele kleine Tiere, die vorher auf einem monotonen Rasenstück nicht da waren. Es flattern Schmetterlinge, hüpfen Heuschrecken, krabbeln Käfer und summen Bienen. Viele Honigbienen, aber vor allem auch zahlreiche Wildbienen wie die pelzigen Hummeln oder die ganz kleinen, unscheinbaren Wildbienen, die man glatt für Fliegen halten könnte.
PFLANZWETTBEWERB - WIR TUN WAS FÜR BIENEN
Diese Leistung möchte der bundesweite Pflanzwettbewerb "Wir tun was für Bienen" der Initiative "Deutschland summt" fördern, öffentlich machen, honorieren und dadurch viele noch unerfahrene Gärtner animieren, sich ebenfalls an der Schaffung neuer Bienenparadiese zu beteiligen.
Noch bis zum 31.7. kann man sich sowohl mit seit Herbst 2020 neu gestalteten Blühflächen als auch mit bereits länger bestehenden Naturgärten anmelden. Mit etwas Glück kann man dann einen der Geld- oder Sachpreise gewinnen!
Erklärtes Ziel der Kampagne ist es, durch möglichst viel Öffentlichkeitsarbeit (z. B. Social Media --> hübsche Bilder auf Instagram ;-)) so viele Menschen wie möglich zu erreichen und ihnen das bienenfreundliche Gärtnern näher zu bringen. Dabei dürfen alle Teilnehmenden kräftig mitmachen.
Denn nur wer weiß, wie schön, interessant und wertvoll naturnah gestaltete Gärten und Balkone sind, wird auch selbst kleine Lebensräume für bedrohte Insektenarten in seinem eigenen Garten oder auf seinem Balkon schaffen.
Also nichts wie los! Versuchen wir mitzuhelfen, dass noch mehr Gärten zu kleinen Insektenparadiesen werden!
Alle Artikel zum Projekt Wildblumenwiese sind hier zu finden:
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Andrea Schaller-Schmidt (Donnerstag, 29 Juli 2021 18:34)
Hallo, da uns der Klee die Blumenwiese zugewuchert hat haben wir einen Radikalschnitt gemacht und den Hand bereinigt. Nun möchten wir es nochmal probieren und sind dabei auf Ihre Seite und die vielen interessanten Anregungen und Tipps gestoßen. Jetzt sind wir auf der Suche nach passendem Samen. Gibt es Samen ohne Klee, also Gräser und Wildblumrn? Viele Grüße Andrea aus Thüringen
Mareike (Donnerstag, 29 Juli 2021 21:40)
Hallo Andrea,
ja es gibt zahlreiche Wiesenblumenmischungen ohne Klee. Allerdings machen nur wenige Kleearten Probleme, allen voran der Weißklee. Dieser ist deshalb nur selten in Saatmischungen enthalten. Andere Kleearten hingegen werden oft beigemischt, weil sie meistens unproblematisch und sehr gute Nahrungspflanzen für Bienen und andere Insekten sind.
Wenn es trotzdem eine komplett kleefreie Mischung sein soll, dann schau mal auf diese Seite:
https://www.naturgarten-anlegen.de/naturgarten-elemente/blumenwiese/saatgut/
Dort gibt es die "Reine Wildblumen- und Kräutermischung" von Kiepenkerl. Diese enthält viele Blumenwiesenarten, aber keinen Klee.
LG Mareike