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HAUSTIERE IM NATURGARTEN - WIE LASSEN SICH PROBLEME VERMEIDEN?

Hund oder Katze, BARF oder Trockenfutter, Leinenpflicht oder nicht… wenn es um Haustiere geht, dann gibt es viele Themen, die polarisieren. Wenn es um Haustiere im Naturgarten geht, ist es nicht anders. Denn Hunde, Katzen und Co. haben einen Einfluss auf den Garten. Am offensichtlichsten wird dieser, wenn sie Jagd auf wilde Tiere wie Vögel, Igel, Eidechsen oder Frösche machen.  

Deshalb wundert es mich nicht, dass dieses Thema unter Naturgartenfreunden manchmal hitzig diskutiert wird.

Zum Beispiel scheinen sich auf den ersten Blick ein tierfreundlicher Naturgarten und eine gleichzeitige Katzenhaltung gegenseitig auszuschließen. Dementsprechend groß ist das schlechte Gewissen bei manchen Katzenhaltern. Und die Abneigung bei deren Gegnern.

Wir selbst hatten bis vor Kurzem einen Hund, einen Australian Cattle Dog namens Frida. Nachdem sie starb, standen wir vor der Entscheidung, ob wir uns wirklich wieder ein Tier ins Haus holen sollen. Und wenn ja, welches? Wäre das überhaupt zu verantworten?

Es wurde also Zeit für mich, mich intensiver mit verschiedenen Haustierarten und deren Einfluss auf unsere Gartentierwelt auseinanderzusetzen. Denn ich wollte auf keinen Fall zerstören, was ich in den letzten Jahren mit Herzblut geschützt hatte.

MEINE ERFAHRUNGEN MIT HAUSTIEREN UND WILDTIEREN IM GARTEN

Zunächst habe ich dafür in meinen eigenen Erinnerungen gekramt und geschaut, was ich selbst schon zu diesem Thema erlebt hatte. Mit dem einen oder anderen Haustier hatte ich es schließlich schon zu tun gehabt.

Zunächst zu unserem Hund. Denn auch wenn unsere alte Frida perfekt mit unserem Garten harmonierte und es keine Probleme gab, bei unserer jungen Frida war das nicht so. Bis zu einem Alter von 6 bis 7 Jahren war sie eine begeisterte Mäusejägerin. Aber so richtig angefacht wurde ihr Jagdinstinkt durch Eichhörnchen.

Sollte jetzt wirklich ein neuer Hund bei uns einziehen? Mit unkalkulierbarem Jagd- oder Belltrieb? Das könnte Spannungen geben.

Das ist ein gestelltes Foto und soll unsere alte Frida so zeigen, als würde sie am Holzhaufen ein Tier jagen wollen.
Das ist ein gestelltes Foto und soll unsere alte Frida so zeigen, als würde sie am Holzhaufen ein Tier jagen wollen.

Und eine Katze? Hm… ganz schwieriges Thema. Ich denke immer mit schwerem Herzen an Schmitzi zurück, der als tierischer Gefährte einfach Weltklasse war. Ein roter Kater mit großem Herzen und einer grenzenlosen Dankbarkeit seinen Haltern gegenüber.

Diese zeigte er aber oft mit kleinen Gastgeschenken in Form von halbtoten Mäusen und Vögeln. Außerdem löschte er die gesamte Grasfroschpopulation eines Gartens aus.

Eigene Hühner, von denen ich schon sooooo lange träume, kamen ebenfalls nicht durch die Unbedenklichkeitsprüfung. Denn was manche nicht wissen: Katzen sind schlimm für die Artenvielfalt, aber Hühner sind schlimmer. Geht man allein nach der Menge der verspeisten Tierarten, haben Hühner den Schnabel ganz weit vorn. 

Hühner sind immer auf der Suche nach fressbaren Kleintieren.
Hühner sind immer auf der Suche nach fressbaren Kleintieren.

Bei Hühnern fällt mir immer eine Gärtnerei ein, die ich mal besucht habe. Der Besitzer zeigte mir stolz seine frei laufenden Hühner, die sich fast autark auf dem Gelände der Gärtnerei ernährten. Hauptsächlich von Insekten. Insbesondere von den dicken Engerlingen im Komposthaufen, die sich als Larven der Nashornkäfer erwiesen. Leider, so sagte er mir, hätte die Population an Nashornkäfern zuletzt aber drastisch abgenommen.

Mit Hühnern und Katzen verbinde ich aber auch noch eine andere traurige Geschichte. Meine Großeltern hatten einen wunderschönen, kleinen Bauernhof. Mit der Nebenerwerbs-Landwirtschaft verdienten sie sich damals etwas Geld dazu. Neben Hühnern und Katzen gab es auf ihrem Grundstück damals noch Zauneidechsen. Doch irgendwann wurden es immer mehr Katzen, die sich ihr Futter größtenteils selbst besorgen mussten. Außerdem durften die Hühner zeitweise frei auf dem gesamten Grundstück herumlaufen, was sie zu sehr glücklichen Hühnern machte. Aber es dauerte nicht lange, dann waren keine Zauneidechsen mehr da.

Zauneidechsen-Nachwuchs wie dieses Jungtier, gab es auf dem Hof meiner Großeltern seit über 30 Jahren nicht mehr.
Zauneidechsen-Nachwuchs wie dieses Jungtier, gab es auf dem Hof meiner Großeltern seit über 30 Jahren nicht mehr.

Ruhmreich kamen die Haustiere bis hierhin also nicht weg. Aber da hatte ich auch noch nicht die Kaninchen und Meerschweinchen dazu gezählt, die ich als Kind mal hatte. Zu denen fiel mir glücklicherweise nichts Negatives ein. Immerhin.

Um den Überblick zu behalten, hier eine kleine Übersicht:

WELCHEN EINFLUSS ÜBEN HAUSTIERE AUF WILDTIERE IM NATURGARTEN AUS? EIN ÜBERBLICK:

Hunde

  • Hunde mit Jagdinstinkt können Igeln, Eichhörnchen, Wieseln u. a. Kleinsäugern sowie Jungvögeln sehr gefährlich werden
  • etliche Wildtierarten meiden „Hundegärten“
  • sehr aktive Hunde können in kleinen Gärten zu erheblichen Störungen führen und die Ansiedlung von Wildtieren verhindern

Katzen

  • töten bei uneingeschränktem Freigang meist zahlreiche Vögel, Reptilien und Amphibien
  • können ganze Populationen auslöschen
  • als Lauerjäger wird ihr Jagderfolg kaum durch Glöckchenhalsbänder beeinträchtigt

Hühner

  • haben ein sehr großes Beutespektrum und fressen alle Tiere, die sie überwältigen können: Insekten, Spinnen, Würmer, Schnecken und kleine Wirbeltiere wie Amphibien und Reptilien 
  • können bei uneingeschränktem Freilauf ganze Populationen auslöschen

Kaninchen und Meerschweinchen

  • unproblematisch

UND JETZT DAS "ABER"!

Nachdem ich gedanklich noch mal meine Erfahrungen durchgegangen bin, wurde mir klar, dass es so schlimm gar nicht hätte kommen müssen. Eigentlich wäre sogar ein Großteil der Verluste vermeidbar gewesen.

Wir Menschen managen fast alles, auch das Leben unserer Haustiere. Sie bekommen das Futter, was wir für richtig halten. Sie müssen unter dem Küchentisch bleiben, auch wenn sie lieber oben drauf säßen. Sie können nur dann ihr Geschäft verrichten, wenn wir es ihnen gestatten... Können wir dann nicht auch gezielt ihren Einfluss auf die Wildtiere im Garten managen?

  • Mit geschickter Planung hätte die Grasfroschpopulation sicher vor dem Kater Schmitzi geschützt werden können. Zum Beispiel mit einem katzensicheren Zaun rund um den Teich und einen Teil des Gartens.
  • Die Hühner der Gärtnerei hätten sich ebenfalls mit einem Zaun vom Komposthaufen fernhalten lassen.
  • Mit meinem heutigen Wissen und Engagement wäre die Zauneidechsenpopulation im Garten meiner Großeltern gewachsen statt zu verschwinden. Auch ohne dass Hühner oder Katzen hätten abgeschafft werden müssen. Aber eingeschränkter Freilauf für die Hühner und eine Kastration der Katzen wären Pflicht gewesen. Zusätzlich Reptilienburgen und Totholzhaufen als Verstecke, umgeben von einer Blumenwiese und einem Dornengebüsch; das hätte einen sicheren Lebensraum für die Eidechsen ergeben.

Für fast jedes Problem gibt es eine Lösung. Bei diesem Thema ist es genauso. Viele dieser Lösungsansätze sind bekannt und werden von zahlreichen naturbewussten Haustierhaltern auch so umgesetzt. 

Welche infrage kommen und sich bewährt haben, habe ich hier zusammengefasst.

DIESE MAßNAHMEN BEGRENZEN DEN EINFLUSS DER HAUSTIERE

1. Eingeschränkter Freilauf

Dieser kann räumlich oder zeitlich begrenzt sein. 

Räumlich: Hühner, Katzen und auch Hunde können einen Teil des Gartens als Freilauf nutzen, der vom Wildtierbereich ausbruchsicher abgegrenzt ist. Für Hühner und Hunde ist das recht einfach, Katzenzäune benötigen einen speziellen Überkletterungsschutz.

Ein Zaun ist katzensicher, wenn die Maschenweite so eng ist, dass die Katze nicht hindurch passt. Er muss so hoch sein, dass er nicht übersprungen werden kann. Das Überklettern wird verhindert, indem die Oberkante des Zauns mit einem nach innen abgewinkelten Zaunteil oder einem Plastikrohr versehen wird. Auch Tore benötigen diesen Schutz. Der Zaun muss einen ausreichenden Abstand zu anderen Kletterhilfen, wie Bäumen und Sträuchern haben. 

Weil es Katzen gibt, die mit einer reinen Wohnungshaltung gut zurecht kommen, soll auch diese als eine Möglichkeit hier nicht unerwähnt bleiben.

Zeitlich: Während der Brutsaison sind frisch ausgeflogene Jungvögel eine leichte Beute. Vor allem wenn sie tagsüber lautstark bettelnd auf sich aufmerksam machen. Auch die Vogeleltern sind in Gefahr, wenn es sich die Katzen auf den Nistkastendächern bequem machen, wo sie sie direkt vor dem Einflugloch wegfangen können. Deshalb ist es in dieser Zeit besser, Katzen nur nachts in den Garten zu lassen.

2. Viele gute Verstecke für Wildtiere

Je mehr sichere Verstecke zur Verfügung stehen, umso geringer der Jagderfolg. Reptilienburgen, aber auch einfache Stein- und Totholzhaufen sind schnell errichtet.

Dichtes Gebüsch, Hecken und hohe Bäume bilden langfristig geeignete Rückzugsorte. 

Die Rückzugsorte sollten von den Haustieren nicht erreicht werden können.

3. Biotope unzugänglich machen

Teiche, Stein- und Holzhaufen, in denen Reptilien wohnen, können mit Barrieren und Zäunen vor Haustieren geschützt werden. Manchmal reichen schon dicht bestachelte Rosen- und Brombeerhecken oder -ranken dafür aus. Sie bilden natürliche Barrieren, die von vielen Haustieren gemieden werden.

4. Biotope für die Wildtiere optimieren, so dass diese sich in hohen Raten vermehren können

Das beinhaltet die Errichtung der oben schon genannten Verstecke, aber auch von Nisthilfen und Ruhezonen.

Einheimische Pflanzen (z. B. in Form einer Blumenwiese) und Laubecken dienen als Nahrung für zahlreiche Insekten und diese wiederum als Nahrung für Vögel, Amphibien und Reptilien. 

Außerdem sollten alle weiteren Gefahrenquellen beseitigt werden. 

So erhöht sich der Fortpflanzungserfolg der Tiere und einzelne Verluste schädigen die Population nicht so stark.

5. Sichere Nistkästen und Abwehrgürtel

Das Ausräumen von Nistkästen und das Wegfangen von Vögeln direkt vor dem Einflugloch kann mit katzensicheren Nistkästen (z. B. so einem*) verhindert werden.

Abwehrgürtel* um Baumstämme verhindern ein Hochklettern am Baum. Damit Eichhörnchen weiterhin hinaufklettern können, sollte eine dünne Kletterhilfe zusätzlich angebracht werden.

6. Nicht mehr Katzen, Hunde oder Hühner halten als nötig

Eine unkontrollierte Vermehrung ist vor allem bei Katzen ein Problem. Allein in Deutschland gibt es mehrere Millionen heimatlose Katzen, die sich überwiegend von Wildtieren ernähren müssen. Jeder zusätzliche Wurf trägt zu diesem Problem bei. 

Das beste Mittel dagegen ist und bleibt die Kastration. So kann man auch verhindern, selbst auf nicht vermittelbarem Nachwuchs sitzen zu bleiben.

7. Ausreichend füttern

Zwar lassen sie sich durch eine ausgiebige Fütterung nicht vom Jagen abhalten, aber ausgehungerte Hunde, Katzen und Hühner sind eher motiviert zu jagen und fressen definitiv mehr Wildtiere.

8. Wahl einer „trägen“ Rasse

Sowohl unter Hunden als auch unter Katzen und Hühnern gibt es Rassen, bei denen der Jagdinstinkt weniger stark ausgeprägt ist.

9. Alte Tiere halten

Ältere Hunde und Katzen sind nicht nur ruhiger und ausgeglichener, sie sind auch viel seltener motiviert, auf die Jagd zu gehen.

Deswegen muss es bei der Neuanschaffung eines Haustieres nicht immer ein Welpe sein. Ältere Tiere finden sowieso schwerer ein neues Heim. Ein Grund mehr, sich für einen Senior zu entscheiden.

10. Erziehung

Zugegeben, Erziehung funktioniert am besten bei Hunden und da auch nicht bei jedem. Aber der Jagdtrieb lässt sich bei einigen Hunden gut umleiten, z. B. durch Ballspielen.

Das waren ein paar Maßnahmen, mit deren Umsetzung sich die Verluste unter den Wildtieren deutlich verringern lassen. 

Einige davon sind relativ leicht umzusetzen, aber gerade die wirksamsten sind aufwendig und teilweise teuer, z. B. der Katzenzaun. Er ist als Bauwerk zudem recht auffällig und auch ein bisschen störend.

Außerdem schränkt er nicht nur die Bewegungsfreiheit der Haustiere ein, er stellt auch eine Barriere für manche Wildtiere dar, z. B. für Igel. 

Dennoch zeigen diese Maßnahmen, dass man prinzipiell beides haben kann. Ein Haustier wie Hund, Katze oder Huhn und einen artenreichen Naturgarten. 

FÜR WELCHES HAUSTIER HABEN WIR UNS NUN ENTSCHIEDEN?

(Für eines, das zu unserem Hasenklee passt... ;-)

Wir haben uns vorerst für ein "Veggie-Kätzchen" entschieden, mit dem wir uns um die Tierwelt in unserem Garten keine Sorgen machen müssen.

Die für uns momentan beste Lösung, wenn es um Haustiere im Naturgarten geht.


Diese Elemente bringen Artenvielfalt in den Garten:


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