In erster Linie ist mein Garten ein Naturgarten. Zu dieser Jahreszeit summt und brummt es an jeder Blüte und in jeder Ecke. Das ist genau das, was ich möchte! Deswegen greife ich hier nur unterstützend für die Tierwelt ein, nicht unterdrückend.
Seit einigen Jahren pflege ich aber zusätzlich in einem Teil unseres Gartens ein paar Gemüsebeete. Dieser Teil soll nicht viel anders bewirtschaftet werden, als der Rest des Gartens.
Ich möchte Gemüse ernten, ohne dafür Tiere bekämpfen zu müssen.
Gar nicht so einfach. Schließlich essen jede Menge Tiere mit großem Appetit ständig mit. Einen Verlust kalkuliere ich bei der Aussaat deshalb ein. Aber das ist bei manchem Gemüse nicht genug.
Die drei größten Gierschlunde in meinem Garten sind die üblichen Verdächtigen:
- Platz 3: Spatzen, genauer gesagt Haussperlinge
- Platz 2: Wühlmäuse
- Platz 1: Nacktschnecken, also die Große (Spanische) Wegschnecke und die Genetzte Ackerschnecke
Ich verwende keinerlei Pestizide. Nicht mal Mittelchen, die im ökologischen Landbau zugelassen sind, denn auch diese sind mitunter äußerst toxisch.
Mit der Düngung bin ich ebenfalls vorsichtig. Da wir ein Hanggrundstück in Seenähe haben, möchte ich keinesfalls zu viel Dünger ausbringen. Dieser könnte bei Starkregen leicht in Richtung See ablaufen und das Wasser belasten. Ich verwende hauptsächlich eigenen Kompost und ein wenig ökologischen Langzeitdünger.
Die Seenähe ist auch der Grund, warum ich es mit so unfassbar vielen Nacktschnecken zu tun habe. Hier trocknet es nie aus! Sie finden permanent perfekte Bedingungen vor und vermehren sich dementsprechend.
Trotzdem unternehme ich gegen ihre Übermacht fast nichts. Ich streue kein Schneckenkorn, weil es auch die nützlichen Schneckenarten tötet. Ich bestreue sie nicht mit Salz oder zerschneide sie. Nur manchmal sammele ich sie ab (was nicht viel bringt).
Auf das Mulchen verzichte ich inzwischen wieder, denn dadurch werden die Nacktschnecken magisch in meine Gemüsebeete gezogen.
Stattdessen hat eines unserer Beete eine Umrandung aus Kupferband bekommen.
Eines vorweg: Höchsterträge sind mit einer solchen Bewirtschaftung nicht möglich. Ich könnte in keinem Gartenforum mit meiner riesigen Kohlrabi-Ernte und auch nicht mit den größten Kürbissen angeben.
Aber es wächst was. Einige Pflanzen erweisen sich als so robust, schnellwachsend, regenerationsfreudig oder unappetitlich, dass sie den Wettlauf gegen die vielen Schnäbelchen und schleimigen Mäulchen gewinnen.
Andere hingegen mussten sich geschlagen geben.
Welche Gemüsepflanzen bei mir gut "performen" und welche nicht, erfährst du jetzt.
DIE 5 TOP GEMÜSEARTEN IN MEINEM NUTZ-NATURGARTEN
1. WILDE RAUKE
Eine der zähesten Nutzpflanzen in unserem Garten ist der Rucola bzw. die Wilde Rauke (Nicht zu verwechseln mit der Salatrauke). Einmal ausgesät, treibt sie unermüdlich neue Blätter, die ich unentwegt ernte. Wir haben bis weit in den Herbst hinein mehr Rucola, als wir essen können.
Wenn ich die Blüten stehen lasse, dann breitet sich die Wilde Rauke im Nutzgarten aus und erobert neue Plätze, an denen ich sie auch gerne stehen lasse.
Die vielen Nacktschnecken machen ihr nicht viel aus, auch wenn diese ab und zu an ihr knabbern. Mit den Wühlmäusen kommt sie bislang auch gut zurecht.
Die einzigen tierischen Nutzer, die uns hier vielleicht etwas wegfuttern, sind die Raupen der Kleinen Kohlweißlinge. Zumindest sehe ich die Schmetterlinge ständig um die Rucolapflanzen tanzen. Einen Fraßschaden oder eine Raupe habe ich bislang aber noch nicht entdeckt.
2. ZUCCHINI
Unsere Zucchinipflanzen schaffen es jedes Jahr, uns mit ausreichend Zucchini zu versorgen, obwohl sie von zahllosen Nacktschnecken heimgesucht werden. Die eine oder andere Blüte und junge, zarte Frucht fällt den Schnecken schon zum Opfer.
Aber da die Pflanzen so unheimlich wuchsstark und blühfreudig sind, kommt es bei uns trotzdem zur alljährlichen Zucchinischwemme.
Vier Pflanzen sind für unseren 3-Personen-Haushalt genau die richtige Menge, so dass wir auch noch Zucchinis verschenken können.
Die frisch ausgepflanzten Jungpflanzen schütze ich aber zur Sicherheit mit einem Schneckenkragen.
3. KARTOFFELN
Ich habe die Kartoffel für eine Kultur gehalten, die viel Arbeit macht und äußerst krankheitsanfällig und empfindlich ist. Das stimmt zwar auch alles, aber die Kartoffel hat in meinem Garten selbst einen Weg gefunden, zu einem meiner pflegeleichtesten und ertragreichsten Gemüse zu werden.
Wie das?
Es ist wie verhext. Die Kartoffeln, die ich stecke, wachsen teilweise schlecht, bekommen frühzeitig Krautfäule und sehen ziemlich bemitleidenswert aus.
ABER: Die Kartoffeln, die ein Jahr später an gleicher Stelle im Beet wachsen, weil ich einige Knollen beim Ernten übersehen habe, sind gesund und ertragreich!
UND: Sie weisen den mit Abstand geringsten Schneckenfraß auf!
Mal schauen, wie lange das noch gut geht. Aber ich werde diese Methode erst mal weiter praktizieren, sie einfach im Boden überwintern und danach in Ruhe wachsen lassen.
Ein kleiner Tipp: Ihr könnt alte, gekeimte Kartoffeln noch bis Ende Juli/Anfang August in die Beete stecken. Sie entwickeln dann zwar nicht so ein prächtiges Grün, bilden aber trotzdem neue Knollen und lassen sich auf diese Weise vervielfältigen.
4. BOHNEN
Mit den Bohnen ist es so eine Sache. Sind sie erstmal über den Berg, bringen sie uns Unmengen an leckeren, grünen Bohnen hervor. Das gilt besonders für die Stangenbohnen.
Aber wehe die Pflanzen sind noch jung und nicht ausreichend vor den Schnecken geschützt. Dann bleibt, bis auf ein kahles Gerippe, nicht viel von ihnen übrig.
Am besten wachsen sie in dem Beet, welches ich mit einem breiten Kupferband gegen Schnecken gesichert habe. Außerhalb dieser Schutzzone gehören die Bohnen jedoch fast schon zum Flop-Gemüse, zumindest die Buschbohnen.
Die Stangenbohnen wachsen jedoch schnell und sind den Schnecken einfach zu hoch. Das macht sie dann doch zu einem TOP.
5. MAIS
Der Mais hat bei uns den Vorteil, dass ihn keiner mag. Nicht mal meine Familie und ich essen ihn sonderlich gerne. Ich baue ihn nur an, weil er als Kletterhilfe ins Indianerbeet gehört. Deswegen wäre es gar nicht so schlimm, wenn er es bei mir nicht schafft.
Aber er wächst! Jede einzelne Pflanze! Keine Nacktschnecke will seine Blätter fressen, keine Wühlmaus an seinen Wurzeln knabbern. Maiszünsler kamen hier auch noch keine vorbei. Nicht mal die Trockenheit hat ihm bis jetzt viel ausgemacht.
Aus Naturgartensicht ist der Mais eine typische Flop-Pflanze, weil er für unsere Tierwelt nichts taugt. Aber aus Nutzgartensicht ist er denkbar pflegeleicht, anspruchslos und für alle Menschen, die ihn gerne essen TOP.
***
Das waren die Gemüsearten, die trotz widrigster Umstände in meinem Garten recht gute Ernten erzielen.
Andere Arten haben es hingegen nicht geschafft, weil sie entweder von den Tieren verspeist wurden oder mir ihr Anbau einfach zu viel Mühe macht.
Welche das sind, zeige ich jetzt.
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DIE FLOP GEMÜSEARTEN IN MEINEM NUTZ-NATURGARTEN
1. RADIESCHEN
Von den Radieschen habe ich nicht mal geschafft, ein Foto zu machen, so schnell waren sie aus meinem Garten wieder verschwunden.
Ich habe verschiedene Sorten ausprobiert, aber nicht ein einziges Radieschen war frei von Maden und Schneckenfraß. Nicht mal das gute, alte Vlies konnte die kleinen Rübchen schützen.
Sie gelten zwar als idiotensicheres Gemüse, dass in jedem Balkonkasten problemlos gelingt, aber in meinen Beeten haben sie keine Chance.
Deswegen sind sie ganz schnell wieder rausgefloppt.
2. ROTE BETE
Bei diesem Gemüse möchte ich einfach nicht aufgeben, auch wenn das Spiel eigentlich schon verloren ist.
Meine Gegner. Die Spatzen.
Wir sind sonst beste Freunde und sie helfen mir mit den Blattläusen. ABER: Es scheint für sie in unserem Garten und der gesamten Umgebung nichts Schmackhafteres zu geben als die Blätter der Roten Bete.
Ich decke die zarten Jungpflänzchen mit Kaninchendraht ab. Die Spatzen finden ein Schlupfloch und fressen unter dem Zaun die Blättchen auf.
Ich decke sie mit Vlies ab. Ein kleiner Riss reicht und schon sitzen sie wieder drunter.
Von hunderten Jungpflanzen wird keine einzige verschont.
Ich gönne den Spatzen ja ihren Jieper, aber sie könnten der Roten Bete wenigstens die Chance lassen, größer zu werden. Dann wäre so viel mehr Blattmasse da. Mehr als sie jemals fressen könnten.
Und ich bekäme ein paar Rote Rüben ab.
3. MÖHREN
Die Möhren haben stark angefangen. Und dann stark nachgelassen.
Im ersten Jahr waren meine Möhren absolut perfekt! Aber dann kamen die Folgejahre. Obwohl ich nur resistente Sorten ausgesät hatte, war nahezu jede Wurzel mit den Maden der Möhrenfliege befallen. Stark befallen.
Probleme machen die vielen anderen Doldenblülter im Garten wie Fenchel und Wilde Möhre, die hier dauerhaft wachsen. Sie werden ebenso von den Möhrenfliegen befallen und dienen als Reservoir. Ich möchte aber nicht zugunsten der Gartenmöhre auf sie verzichten.
Noch gebe ich aber nicht auf. Es gibt noch ein paar Methoden, die ich bislang nicht ausprobiert habe, wie das Abdecken mit Vlies und die Zwiebel-Möhren-Mischkultur.
4. BORRETSCH
Borretsch ist eine tolle Pflanze für Insekten. Nicht nur für Hummeln und andere Wildbienen. Auch für eine mir unbekannte Minierfliegenart.
Sie befällt einen Großteil der Borretschblätter und macht sie für uns unverwertbar.
Ich finde nicht viele Infos über dieses Schadbild, also scheint es nicht so verbreitet zu sein.
Ich denke, der Borretsch ist vor allem in meinem Garten ein Flop, aber das ist vielleicht die Ausnahme.
(Blühen tut er trotzdem schön und ist für die Bienen immer noch wertvoll.)
5. KNOLLENFENCHEL
Fenchel an sich ist eine tolle Gemüseart für meinen Nutz-Naturgarten. Nur nicht der Knollenfenchel.
Während der Gewürzfenchel (bildet keine Knollen) wie Unkraut wächst und sich hervorragend selbst vermehrt, gibt der Knollenfenchel ein jämmerliches Bild ab.
Statt Knollen zu bilden, schießt er meistens direkt in die Höhe, wenn er nicht vorher schon abstirbt.
Die Knollenfenchel-Sorten scheinen deutlich anfälliger für Krankheitserreger und Schädlinge zu sein, als die Gewürzfenchel-Sorten. Und einmal geschwächt werden sie ratzfatz zu Schneckenfutter.
Ich mache es jetzt einfach so, dass ich die jungen, zarten Triebe des Gewürzfenchels in der Gemüsepfanne verwende.
***
So sieht es aktuell in meinem Nutz-Naturgarten aus. Die Nacktschnecken, die anderen Leckermäulchen und ich - wir arrangieren uns miteinander.
Ich freue mich, dass sich ein paar Pflanzen gefunden haben, die sich gegen das schleimige Heer und die anderen Herausforderer behaupten können.
Für die Zukunft sind dann noch mehr Hochbeete geplant, die ich mit Kupferband gegen Schnecken sichern und einfacher abdecken kann.
Bis dahin werde ich weiterhin für mehr Artenvielfalt sorgen, so dass sich bald ein gesundes Gleichgewicht einstellt.
Brauchst du eine Übersicht mit den Pflanzenarten, die im Nutzgarten trotz Schneckenplage wachsen und mit denen, die es nicht tun?
Dann habe ich noch dieses Merkblatt für dich. Du kannst es dir in der geschützten Download-Bibliothek herunterladen. Wenn du das Passwort noch nicht hast, dann bekommst du es bei der Newsletter-Anmeldung.
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Herbert Kaiser (Sonntag, 03 Juli 2022 19:42)
Hallo Mareike,
vielen Dank für deinen Beitrag und die realistische Schilderung von Erfolgen und Misserfolgen im Naturgarten. Auch die Misserfolge gehören halt dazu. Radieschen waren auch bei mir ein Flop, abgefressen obwohl wir kein Schneckenproblem haben. Auch die Zucchini- Blüten waren ratzfatz gefressen. Gurken und Kürbisse habe ich durch die Jungpflanzenzeit hindurch gebracht und ich hoffe, das wird was. Rote Beete wachsen gut im Hochbeet, Knollenfenchel wächst gut, bildet aber keine Knollen. So lerne ich von Jahr zu Jahr, welche Pflanzen für meinen Garten geeignet sind und welche Vorkehrungen nötig sind, damit sie überleben. Im Zen gibt es den Spruch: Heisse alles willkommen, weise nichts zurück. Daran, finde ich, kann man sich Garten herrlich abarbeiten!
Viele Grüße
Herbert
Mareike (Sonntag, 03 Juli 2022 20:41)
Hallo Herbert,
mit deinem Zen-Spruch werde ich jetzt immer meine Gelassenheit trainieren. Zumindest im Nutzgarten ;-) Im Naturgarten habe ich sie schon. ;-)
Ich finde auch, man kann nur mit der Zeit ausprobieren und herausfinden, was im eigenen Garten gut wächst und was nicht.
Manchen Gemüse sind einfach nicht die richtigen. Man muss sie nicht auf Teufel-komm-raus und ohne Rücksicht auf Verluste durchpäppeln.
Viel Erfolg mit deinem Garten!
LG Mareike