· 

GARTENTIERE FINDEN ZU WENIGE WINTERQUARTIERE (SO KÖNNEN WIR HELFEN)

Eben noch hat es überall im Garten gesummt und gewuselt, doch nun kehrt wieder Ruhe ein. Aber wo sind die vielen Insekten, Frösche, Molche und Eidechsen in den nächsten Monaten?

Manche von ihnen sterben noch vor dem Winter, aber die anderen begeben sich allmählich auf die Suche nach geeigneten Quartieren, in denen sie die kalte Jahreszeit überstehen können.

Hier halten sie entweder Winterruhe, Winterschlaf, oder sie ziehen sich einfach für ein paar Stunden vor eisigen Temperaturen, stürmischem Wind oder kaltem Regen zurück.

Selbst die verstorbenen Tiere haben sich vor ihrem Ableben noch auf die Suche nach den besten Plätzen für den Winter gemacht. Nicht für sich selbst, sondern für ihren Nachwuchs, der als Ei, Larve oder Puppe die harschen Bedingungen überstehen muss.

Für unsere Gartentiere sind schützende Überwinterungsplätze genauso wichtig wie Futter und Wasser. Ohne sie können sie nicht überleben. Das Problem: Oft bleiben sie bei der Suche nach solchen Quartieren erfolglos!

WARUM FINDEN WILDTIERE IN DEN MEISTEN GÄRTEN KAUM WINTERQUARTIERE?

In einem Satz: Die Gärten sind zu aufgeräumt.

Genauer gesagt: Es liegt zu wenig Laub und Totholz rum, die Blumenbeete sind zu aufgeräumt, Schotterbeete zu lebensfeindlich und Rasenflächen nicht zu gebrauchen.

Außerdem fehlt es an Höhlen, z. B. in alten Bäumen. Oder an feucht-kalten Kellern, die von einigen Tieren für die Überwinterung bevorzugt werden.

Aber nicht jeder Garten muss überpflegt sein. Dafür kann er aber jede Menge Winterquartiere anbieten, so dass viele verschieden Tierarten es schaffen, den Winter zu überleben (und es im nächsten Jahr noch mehr wuselt und summt).

Was können wir also tun?

Eine ganze Menge... wenn die folgenden Unterschlüpfe vorhanden sind:

UNBEARBEITETER, (HALB-) OFFENER BODEN

Die meisten Wildbienen legen ihre Brutröhren im Boden an, besonders an offenen und halboffenen Stellen. Ihr Nachwuchs verbringt in diesen Röhren den Winter, jedoch nur, wenn der Boden ungestört bleibt. Umgraben und andere Arten der Bodenbearbeitung können die Röhren und Brutzellen zerstören und den Nachwuchs töten.

Offene Stellen werden meistens schnell von Wildbienen besiedelt. Damit sich ihr Nachwuchs entwickeln kann, sollten immer ein paar dieser Stellen mindestens ein ganzes Jahr lang unbearbeitet bleiben.
Offene Stellen werden meistens schnell von Wildbienen besiedelt. Damit sich ihr Nachwuchs entwickeln kann, sollten immer ein paar dieser Stellen mindestens ein ganzes Jahr lang unbearbeitet bleiben.

To Do im Herbst: Offene und halboffene Bodenstellen nicht umgraben, wenn es nicht unbedingt nötig ist.

STÄNGEL UND STAUDEN

In hohlen aber auch in markhaltigen Stängeln von Stauden finden viele, kleine Lebewesen Schutz und Ruhe. Staudenbeete sollten deshalb erst im Frühling abgeräumt und das Stängelmaterial noch ein paar Wochen gelagert werden.

Holzige Staudenstängel sollten auf der Blumenwiese stehen bleiben dürfen. Ein Teil der Blumenwiese kann auch ungemäht bleiben.

Wenn die Stängel unbedingt abgeschnitten werden sollen, dann können markhaltige Stängel senkrecht z. B. in Blumentöpfe gesteckt werden. Hohle Stängel können gebündelt und waagerecht gelagert werden.
Wenn die Stängel unbedingt abgeschnitten werden sollen, dann können markhaltige Stängel senkrecht z. B. in Blumentöpfe gesteckt werden. Hohle Stängel können gebündelt und waagerecht gelagert werden.

To Do im Herbst: Staudenstängel stehen lassen. Wenn das nicht möglich ist, die Stängel einzeln aufrecht stehend lagern (z. B. in Blumentöpfe stecken oder an Zaunelemente anbinden). Hohle Stängel bündeln und waagerecht aufhängen.

BÄUME UND STRÄUCHER

In der Rinde der Bäume, in Spalten und Ritzen suchen Insekten und Spinnen nach geschützten Plätzen. Eier, Larven und Puppen finden sich entlang der Stämme und Zweige von Bäumen und Sträuchern. In feinem Geäst und zwischen den Nadeln der Nadelbäume warten die äußerst frostunempfindlichen Stechmücken auf mildere Tage. Sie alle dienen insektenfressenden Vögeln (Meisen, Rotkehlchen Wintergoldhähnchen) als Winterfutter.

Auf Bäumen und Sträuchern wimmelt es nur so von Kleintieren. Hier würde sich gerne ein Weberknecht in dem kleinen Rindenloch verstecken, er ist aber zu groß und seine langen Beine zu sperrig.
Auf Bäumen und Sträuchern wimmelt es nur so von Kleintieren. Hier würde sich gerne ein Weberknecht in dem kleinen Rindenloch verstecken, er ist aber zu groß und seine langen Beine zu sperrig.

To Do im Herbst: Wenn nötig, Bäume und Sträucher im frühen Herbst beschneiden. Im Winter ruhen lassen. Alternativ bis zum Frühling warten.

FALLLAUB UND LAUBHAUFEN

Eine der besten Isolierschichten, die unsere Natur den Tieren zu bieten hat, ist eine schöne Schicht aus herabgefallenem Laub. Darunter bleibt es oft lange frostfrei. Deshalb ziehen sich viele bodenbewohnende Kleintiere in diese Schicht zurück.

Amseln und andere Vögel wiederum durchwühlen das Laub nach den Kleintieren.

Wo das Laub nicht einfach liegen bleiben darf, kann es zu Haufen zusammengeharkt werden. Gemischt mit Totholz und Reisig ergibt es einen perfekten Winterschlafplatz für Igel, Amphibien und Reptilien.

DIY Igel-Überwinterungsplatz
Aus Laub und Reisig lässt sich ein kuscheliger Überwinterungsplatz für Igel gestalten.

To Do im Herbst: Laub unter Hecken und Bäumen liegen lassen. Auf Wegen und Plätzen zusammenharken und zu Haufen aufschichten. Mit dem Reisig vom Hecken- und Baumschnitt mischen.

TOTHOLZ

Lange frostfrei bleibt es auch in und unter großen Totholzhaufen. Von großem Nutzen sind vor allem solche Holzstücke, die Fraßgänge von Käfern aufweisen. In diese Fraßgänge ziehen sich die kleinen Tierchen zurück, während die Lücken und Höhlen zwischen den Holzstücken am Fuße des Haufens von Igeln, Molchen und Eidechsen genutzt werden. Auch Mäuse leben in solchen Bauwerken und legen unter ihnen Gänge an. Wenn es über einen längeren Zeitraum frostig bleibt, ziehen sich die Molche und Eidechsen in diese Gänge tief ins Erdreich zurück, wo es ganz sicher frostfrei bleibt.

Holzhaufen sind Unterschlüpfe für unzählige Tierarten.
Holzhaufen sind Unterschlüpfe für unzählige Tierarten.

To Do im Herbst: Große Haufen aus dicken Totholzstücken bauen. Hierfür eignet sich vor allem solches Holz, welches für Heizzwecke ungeeignet ist (z. B. Weide oder Pappel).

HOLZ- UND STEINHAUFEN MIT FROSTFREIEM ÜBERWINTERUNGSPLATZ IM BODEN

Wir Gärtner können aber auch selbst Überwinterungsplätze im Erdboden schaffen. Wenn Holz- und Steinhaufen mindestens 60 cm (80 cm in ungünstigen Lagen) in den Boden eingelassen werden, entstehen ebenfalls frostfreie Höhlen. Sie werden gerne von Reptilien genutzt.

Reptilienburgen sind im Sommer beliebte Unterschlüpfe und Sonnenplätze. Im Winter bieten sie geschützte, frostfreie Höhlen.
Reptilienburgen sind im Sommer beliebte Unterschlüpfe und Sonnenplätze. Im Winter bieten sie geschützte, frostfreie Höhlen.

To Do im Herbst: Eine Reptilienburg mit Überwinterungsmöglichkeiten aus Holz oder Steinen bauen (Bauanleitungen hier und hier).

OFFENER KOMPOST

Komposthaufen sind für die Wildtiere wie beheizte Luxus-Appartements. Tief im Inneren der Haufen entsteht auch im Winter Wärme durch Verrottungsprozesse. Deswegen sind insbesondere offene, zugängliche Komposthaufen wertvoll. Neben unzähligen Würmern und Insekten kuscheln sich hier Igel, Blindschleichen, Ringelnattern und Molche ein.

Aber Achtung! Misthaufen sind dafür nicht geeignet! Zwar entsteht in Misthaufen  ebenfalls sehr viel Wärme (vor allem bei Pferde- und Kuhmist), aber es werden auch große Mengen des gesundheitsschädlichen Ammoniaks und andere Abbauprodukte freigesetzt. Erst wenn der Mist reif, abgesetzt und durchkompostiert ist, kann er als Unterschlupf dienen.

Auch gekochte Essenreste schaden dem Kompost als Überwinterungsplatz.

Nicht unbedingt ästhetisch aber von großem Nutzen für die Tierwelt sind offene Komposthaufen.
Nicht unbedingt ästhetisch aber von großem Nutzen für die Tierwelt sind offene Komposthaufen.

To Do im Herbst: Einen offenen, frei stehenden oder einen halboffenen Kompost im Holzgerüst anlegen. Dicke Äste hinzufügen, die den Kompost auflockern und entlang dieser sich die Tiere den Weg ins Innere des Komposts bahnen können.

NISTKÄSTEN

Wie der Name schon sagt, sind Nistkästen für das Brutgeschäft unserer Gartenvögel gedacht. Aber sie haben noch einen zweiten Nutzen: Im Winter werden sie zu heiß begehrten Schlafplätzen.

Zwar sind sie am Ende des Sommers oft bis obenhin mit kuscheligem Nistmaterial vollgestopft, dieses sollte aber über Winter nicht in den Kästen verbleiben. Der Grund dafür sind die darin enthaltenen Parasiten. Sie würden den Vögeln im Winter schaden und sie schwächen. Deshalb sollten Nistkästen jetzt im Herbst gründlich gereinigt werden. Die Vögel sammeln sich bei Bedarf neues Isoliermaterial zusammen.

Kalte Winternächte verbringen viele Gartenvögel gerne in geschützten Höhlen, wozu auch die Nistkästen zählen.
Kalte Winternächte verbringen viele Gartenvögel gerne in geschützten Höhlen, wozu auch die Nistkästen zählen.

To Do im Herbst: Nistkästen gründlich reinigen und wieder aufhängen. Eventuell ein wenig trockenes Laub als Startisolierung einfüllen.

UNGEHEIZTE ERD- UND HAUSKELLER

Manch altes Haus verfügt noch über einen ungeheizten Keller mit stets leicht geöffneten Kellerfenstern. Hier ist es kalt und dennoch frostfrei und die Luftfeuchtigkeit ist relativ hoch. Perfekt für Fledermäuse! Auch Erdkeller im Garten, wie sie früher oft als Winterlager für Obst und Gemüse gebaut wurden, werden von ihnen aufgesucht.

Kleine Hufeisennasen in ihrem Winterquartier - einem feucht-kalten Keller.
Kleine Hufeisennasen in ihrem Winterquartier - einem feucht-kalten Keller.

To Do im Herbst: Auf Fledermäuse in Haus- und Erdkellern achten. Sind welche da, sollte der entsprechende Raum nicht geheizt werden und eine kleine Ein- und Ausflugmöglichkeit offen bleiben.

Das waren schon mal ein paar Vorschläge für wintertaugliche Unterschlüpfe. Es gibt natürlich noch mehr, aber im Großen und Ganzen hilfst du mit diesen schon einer Vielzahl an Tieren.

Damit du dir die Tipps in einer übersichtlich Form abspeichern kannst, habe ich wieder eine Checkliste vorbereitet (inklusive zwei Zusatztipps):

Du findest sie als PDF in hoher Auflösung in meiner Bibliothek. Wenn du das Passwort dafür noch nicht hast, bekommst du es hier (natürlich kostenfrei).

Wenn dir Wildtiere im Garten generell willkommen sind und du noch mehr darüber wissen möchtest, wie du sie dort schützen und unterstützen kannst, dann ist mein Buch vielleicht etwas für dich:

Ähnliche Artikel:


Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Angelika (Samstag, 15 Oktober 2022 09:26)

    Besten Dank für die Impulse;)

    Viele Grüße

    Angelika